»Ich verbinde eine poetische,
an Formen und Strukturen
interessierte Bildsprache
mit einem modernen,
konzeptuellen Ansatz, der gesellschaftliche Relevanz beansprucht.«
In meiner Fotografie vereine ich die Ästhetik der Fine Art Photography mit den reflektierenden Ansätzen der Konzept-Fotografie. Dabei beschäftige ich mich intensiv mit den Themen Natur und Raum, um nicht nur die Schönheit der Welt, sondern auch ihre Verletzlichkeit im Angesicht menschlicher Eingriffe darzustellen. Meine Arbeiten verstehen sich als visuelle Erzählungen, die den Betrachter einladen, eine eigene Beziehung zur Natur und Raum und ihren Zyklen zu finden.
Inspiration finde ich unter anderem im Piktorialismus sowie den ihm nachfolgenden Arbeiten von Mimmo Jodice und Josef Sudek. Ihr Spiel mit Licht und Schatten, ihr Interesse an Formen und Strukturen und ihre subtile Art, Stimmungen einzufangen, prägen auch meinen Stil. So entstehen Fotografien, die über das bloße Abbild hinausgehen und sich als poetische, bisweilen malerische Werke entfalten, aber auch gesellschaftliche Relevanz beanspruchen. Meine Bilder sind geprägt von einer tiefen Wertschätzung für Details und einem hohen ästhetischen Anspruch – mit dem Ziel, die Fotografie als künstlerisches Medium für mich neu zu entdecken und den Betrachter zur kritischen Reflexion anzuregen.
»Verhüllt II«
Fotodruck unter Acrylglas (matt) |80 x 80 cm | 2017
Helmholtz-Zentrum
für
Umweltforschung – UFZ, Leipzig
»Opposition«
Fotografie | 2024
Der als »Mäusebunker« bekannte Berliner Brutalismus-Bau steht paradigmatisch für »Übergänge« vielfältiger Art: Übergänge in der Funktion, in der Zeit und in der symbolhaften Bedeutung. Der seiner ursprünglichen Funktionalität als Wissenschaftslabor längst entkleidete und zwischenzeitlich zum Abriss vorgesehene Bau ist nunmehr eine moderne »Ruine«. Diese ist zur Architektur-Ikone mutiert und entwickelt gerade im Verfall und in der »Identitätskrise« eine neue, besonders markante Ausstrahlung. Zugleich verweist das Schicksal des Baus auf allzu schnelllebiges Bauen und dessen verheerende Klimaeffekte.
Im Werk »Opposition« scheinen Überwachungs-kamera und Abluftrohre aufeinander gerichtet und sich gegenseitig in Schach zu halten. Der Bau gewinnt die Anmutung eines »Kanonen-Boots«, das sich seinem Schicksal entgegenzustemmen scheint.
Die Verbrennung fossiler Brennstoffe stellt den Haupttreiber des menschengemachten Klimawandels dar. Im Zyklus »The Fossil Era« thematisiere ich das fossile Zeitalter in einem Quadriptychon aus vier verschiedenen Perspektiven.
Da ist zunächst der Ursprung: Das Karbon steht als Erdzeitalter für jene Phase, in der die Natur die heute als fossil bezeichneten Rohstoffe gebildet hat, deren massive Verbrennung gegenwärtig den Klimawandel herbeiführen.Ich fange das Thema mit einer Arbeit ein (»Karbon I«), die Farne in bezaubernder Schönheit und Unberührtheit zeigt – jene Pflanzengattung, die für dieses Erdzeitalter prägend war.
Im Werk »Fossil (In der Höhle)« präsentieren sich – ansprechend in der Form und apart in der Farbgebung – komplexe und sinnliche Faltungen, wie sie an Kohle-Flöze erinnern. Zugleich verweist dies auf die hochproblematischen Folgen der fossilen Verbrennung, die beim Betrachten unausweichlich damit assoziiert sind. Die Ästhetik der Form und die Problematik des hier Repräsentierten erzeugen eine Spannung, die sich in der Rezeption unmittelbar mitteilen kann.
Ganz ähnlich geschieht dies beim Werk »Kohleabbau«, das die Förderschaufel eines übriggebliebenen Kohlebaggers im Leipziger Umraum nicht unästhetisch in Szene setzt. So apart das Bildmotiv in Perspektive und Farbgebung erscheint, so sehr verkörpern die hier abgebildeten »Kohle-Maschinen« jene eher kurze Phase des massiven Ausstoßes von Treibhausgasen und das so krasses Missverhältnis aus gezogenem Energie-Vorteil und Ewigkeitslast der Erdsystemveränderung.
Im finalen Werk »Frühling« schließlich, das im Titel an den «stummen Frühling« von Rachel Carson erinnern soll, erleben wir die durch fossile Verbrennung letztlich ausgelösten Klimawandelfolgen in der Landschaft - hier als Waldbrand, der dem ansonsten ergünten Frühlingsgeschehen eine dürre und wunde Anmutung einschreibt. Zu der Baumgruppe wurde ich durch Werke wie «Abtei im Eichwald« von Caspar David Friedrich inspiriert, dessen Landschaftskompositionen ebenfalls Stimmungen und Bedeutungen transportieren.
Meine Arbeiten sollen tiefe Stimmungen und faszinierende Räume für Geheimnis und Bedrohung schaffen, aber gleichzeitig auch für Anmut und stille Würde. Die Kunstwerke offenbaren auf subtile Weise die Düsterkeit des Themas gerade durch die in den Vordergrund gerückte Anmut des Motivs und der Fotokomposition selbst.
»Das Wasser ist die Kohle der Zukunft. Die Energie von morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist.«
Jules Vernes, Die geheimnisvolle Insel | 1870